Unser Plastikverbrauch befindet sich auf Rekordniveau und trotz bekannter Folgen, ist ein Ende des Plastik-Wahn nicht abzusehen. Die einzige Lösung die wir als Verbrauch umsetzen können ist, Plastik bewusst einzusetzen und so gut wie es geht zu vermeiden. Mit diesem Artikel geben wir dir eine kleine Starthilfe mit vielen Infos, Tipps und Tricks rund um das Thema Plastikfrei Leben.
Wissenswertes über Plastik
Der Begriff Plastik wird oft als Ersatz für die Bezeichnung Kunststoff verwendet. Kunststoffe bestehen größtenteils aus Makromolekühlen und sind noch gar nicht so alt. Die ersten Kunststoffentdeckungen fingen im 19. Jahrhundert an, die ersten Haushaltsgeräte aus Plastik kamen jedoch erst 1936 auf dem Markt. Aufgrund des geringen Alters der Kunststoffe, ist es natürlich schwer einzuschätzen, wie lange diese tatsächlich zum Verrotten bzw. zum vollständigen Abbau benötigen. So wird davon ausgegangen, dass eine PET-Flasche beispielsweise bis zu 450 Jahre benötigt.
Doch wenn Plastik erst seit weniger als 100 Jahren im großen Stil produziert wird, wie kann man dann davon ausgehen, dass der Zeitraum für die Verrottung bis zu 450 Jahre andauern wird?
Ebenfalls ist folgendes zu anzumerken; unter biologisch Abbaubar versteht man die vollständige Rückführung eines natürliches Produkts in den Kreislauf der Natur. Gemüseschalen verrotten und werden wieder ein Teil der Erde. Kunststoffe sind jedoch, wie der Name schon sagt, künstlich hergestellt Stoffe die nicht aus dem natürlichen Kreislauf stammen. Eine vollständige Verrottung findet somit nicht statt, sondern sie zersetzen sich nur in immer kleinere Einzelteile, bis sie nicht mehr zusehen sind. Mikro- und Nanoplastik bleiben jedoch weiterhin bestehen und haben Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen, Wasser und dem Menschen.
Aus diesem Grund ist es wichtig, achtsam und bewusst mit diesem Material umzugehen und biologisch abbaubare Alternativen zu finden. Bis sich das sogenannte Bioplastik in dem Handel durchgesetzt hat, ist ein plastikfreies bzw. plastikarmes Leben eine gute und nachhaltige Lösung.
Umweltprobleme durch Plaste
Wie bereits erwähnt, zersetzen sich zwar die Kunststoffe in ihre Einzelteile, aber dennoch bleiben diese weiterhin bestehen. Weichmacher, BPA (Bisphenol A), BPS (Bisphenol S) und Co. haben somit weiterhin Auswirkungen und werden von der Pflanzen- und Tierwelt aufgenommen. Diese Mikro- und Nanopartikel landen am Ende dann auch in unser Grundwasser, von dem sie dann in unseren menschlichen Körper gelangen. Böden, Tiere und Pflanzen nehmen ebenfalls die bedenklichen Bestandteile und Weichmacher auf. Bestes Beispiel ist die Belastung unserer Weltmeere mit den erschreckenden Bildern der Plastikteppiche auf dem Wasser.
Plastikmüll im Meer
Ein Leben ohne Plastik, geht das?
Ein Leben ohne Plastik ist eine große Herausforderung und ist sicherlich nicht in allen Fällen zu 100% möglich. Denn Plaste wird heutzutage fast überall verwendet. Die Eigenschaften dieses Kunststoffes sind für die Industrie unschlagbar. Plaste ist nicht nur günstig, sondern auch leicht in Form zu bringen, stabil, robust, geschmacksneutral und sehr leicht. Aufgrund dieser positiven Eigenschaften, wächst auch der Verbrauch dieses Materials stetig an. Neben Verpackungen wie Tüten, Obst- und Gemüseschalen, Becher und Dosen, wird Plastik natürlich auch für unsere Smartphones, Fernseher, Kopfhörer, Tastaturen, Laptops, Tablets, Küchengeräte, Kreditkarten, EC-Karten und sogar für Kleidung verwendet.
Neben dem Ersichtlichen, kommt Plastik aber auch versteckt vor. Wusstest du, dass winzige Plastikpartikel – auch als Mikroplastik bekannt – zum Beispiel in Kosmetik als Peelingkugeln, sowie als Gel vorkommen können? Oder, dass selbst Schraubverschlussdeckel mit Hilfe von Kunststoff wasserdicht gemacht werden?
Ein plastikfreies Leben ist also aufgrund der großen Verwendung nur schwer möglich – aber natürlich haben wir für dich einige Tipps um plastikfreier leben und Produkte mit Plaste besser erkennen zu können.
Zero Waste vs. plastikfrei
Ein Leben ohne Plastik und Zero Waste sind meist eng miteinander verbunden. Der Begriff Zero Waste bedeutet, so gut wie es geht auf Müll und Verpackungen zu verzichten. Zero Wastler leben somit in der Regel auch plastikfrei – auch wenn Plaste nicht immer gleich Müll bedeutet. Zur Erinnerung, auch die meisten elektronischen Geräte bestehen aus Plastik. Beim Zero Waste setzt man sich jedoch zur Aufgabe, Müll zu vermeiden. Für diesen Zweck kommen gerne alternative Umverpackungen und Selbstgemachtes zum Einsatz. Eingekauft wird werden somit lose Produkte wie Obst und Gemüse oder Getreide, Nudeln etc. aus Unverpackt-Läden. Um den Rahmen dieses Artikels jedoch nicht zu sprengen, werden wir über Zero Waste nochmal gesondert berichten.
Tipps zur Umstellung auf ein plastikfreies Leben
Für die Umstellung auf ein nachhaltiges Leben ohne Plastik ist eins zu sagen, du solltest jetzt nicht anfangen sofort sämtliches Plaste und Kunststoff aus deinem Haushalt zu verbannen. Denn wenn du funktionierende Sachen einfach ersetzt, ist das in Sachen Nachhaltigkeit ganz und gar nicht nachhaltig. Kaufe, soweit es geht, einfach keine neuen Produkte aus Plaste. Die bereits vorhanden Sachen kannst du einfach solange nutzen, bis sie bereit für den Müll sind.
Ansonsten gilt, kaufe im Supermarkt lose Artikel und wenn es der Geldbeutel zu lässt, besuche Unverpackt-Läden.
Ebenfalls gibt es bereits für viele Produkte auch nachhaltige und biologisch abbaubare Alternativen. Und du solltest die Plastikfallen im Alltag kennen, ein paar Beispiele haben wir dir hier aufgelistet.
Beliebte Produkte mit Kunststoffanteilen
Zahnbürsten
Wattestäbchen / Ohrenstäbchen
Schwamm zum Abwaschen / Topfreiniger
Plaste / Polyester in Kleidung und Schuhen
Verstecktes Plastik im Alltag
Konservendosen mit Beschichtung
Dichtungen in Metalldeckel
Plastik in Kronkorken
Mikroplastik in Lippenstift & Kosmetik
Mit Mikroplastik kontaminierte Lebensmittel
Aufgrund der mit Plastikmüll verseuchten Meere und Grundwasser, steigt auch das ungewollte Mikroplastik in unserer Nahrung. Wenn du keine Lust auf Kunststoff in deinen Lebensmitteln hast, solltest du genau aufpassen. Hier gibt es eine kleine Liste mit Nahrungsmitteln die kleine Plastikpartikel enthalten können.
- Mineralwasser aus PET- und Glasflaschen
- Meersalz
- Fisch
- Muscheln und sämtliche Meeresfrüchte
- auch Lebensmittel in Plastikverpackungen sollte man mit Bedacht konsumieren, da diese Verpackungen ebenfalls auf die Lebensmittel einwirken können
Kennzeichnung von Plastikbestandteile in Kosmetik und Co.
- Polyethylen (PE)
- Polyester (PES)
- Polyethylenterephtalat (PET)
- Polyimid (PI)
- Polyamid (PA)
- Polypropylen (PP)
- Polyurethan (PUR)
- Polyquaternium
- Acrylat (ANM)
Plastikfrei einkaufen
Toilettenpapier ohne Plastik oder Bidet von „Die Höhle der Löwen“
Ein Toilettengang ohne Toilettenpapier ist zumindest in Deutschland heutzutage kaum vorstellbar. Im Durchschnitt soll der Verbrauch bei ca. 46 Rollen im Jahr pro Person liegen. Doch kaum jemand macht sich Gedanken, welche Auswirkungen so ein Gang zum WC haben kann. Neben den enormen Papierverbrauch und dem CO2 Ausstoß während der Herstellung des Papiers, kommen noch Bleichmittel und die Plastikverpackung mit zu den Belastungen dazu. Klopapier aus ungebleichten Recyclingpapier sind zwar schon eine gute Alternative, doch der entstandene Plastikmüll ist ja das nächste Problem. Vor allem für Leben ohne Plastik kann das Beschaffen von Toilettenpapier zu größten Hürde werden.
Alternativen können entweder eine Bidet / Po-Dusche sein oder Toilettenpapier ohne Plastikverpackung! Spätestens nach der Höhle der Löwen hat das Toilettenpapier mit der HAPPYPO Easy-Bidet Po-Dusche einen starken Konkurrenten bekommen. Auch wenn dieses tragbare Bidet aus Plastik ist und somit nicht plastikfrei ist, könnte dieser kleiner Helfer in Sachen Plaste- und Toilettenpapier-Einsparung von Vorteil sein.
Für alle die sich kein Bidet vorstellen können, könnte die Alternative lauten; Toilettenpapier aus Bambus ohne Plastikverpackung! Das Klopapier von Smooth Panda wird zum Beispiel aus dem schnell nachwachsenden Rohstoff Bambus hergestellt.
HappyPo – Bidet & Po-Dusche in mint
Kategorie: Po-Dusche
Hersteller: HappyPo
Besonderheiten: Einsparung von Toilettenpapier und bessere Hygiene
Details:
Wattestäbchen ohne Plastik
Die kleinen Ohrenstäbchen bzw. Wattestäbchen, bringt nicht gleich jeder in Verbindung mit Plastikverbrauch. Diese kleinen handelsüblichen Stäbchen bestehen jedoch in der Regel ebenfalls teilweise aus Plaste und sind somit zum plastikfrei Leben ungeeignet. Nachhaltigere und biologisch abbaubare Alternativen können Wattestäbchen ohne Plastik aus Bambus oder Birkenholz sein.
Wattestäbchen aus Bambus und Baumwolle
Kategorie: Plastikfreie Drogerie-Artikel
Hersteller: Hydrophil
Besonderheiten: Plastikfrei
Details:
Zahnbürste ohne Plastik
Auch die handelsüblichen Zahnbürsten haben einen Stiel und Kopf aus Plastik und Kunststoff-Borsten. Bei unseren Verbrauch an Zahnbürsten, kann die schnell zum ernsthaften Plaste-Problem werden. Ein guter Ersatz können Zahnbürsten ohne Plastik sein. Bürsten mit einem Stiel aus Bambus, sind zumindest biologisch abbaubar. Nur die Borsten sind in der Regel ebenfalls aus nicht biologisch abbaubaren Kunststoff (Nylon). Bei der Entsorgung dieser Zahnbürsten, muss also der Kopf abgebrochen und gesondert entsorgt werden.
Hydrophil Zahnbürste aus Bambus & BPA-freiem Nylon
Kategorie: Vegane Zahnbürsten
Hersteller: Hydrophil
Besonderheiten: Holzzahnbürste
Details:
Brotdose ohne Plastik
Es muss hier glaub nicht erwähnt werden, aber im Vergleich zu Plastik-Brotbüchsen ist eine Edelstahl-Brotdose eine stabile, langlebige und nachhaltige Alternative. Mittlerweile gibt es aber auch schon biologisch abbaubare Brotdosen ohne Plastik, diese sind in der Regel aus Weizen oder Reishülsen.
avoid waste Lunchbox aus Weizen – ohne Plastik
Kategorie: Haushaltsartikel
Hersteller: avoid waste
Besonderheiten: Plastikfreie Brotdose mit zwei Fächern aus Weizen
Details:
Mehrweg Coffee to go Becher
Vor allem für Frühaufsteher sind die Coffee to go eine super Sache. Der daraus resultierende Müll aus Pappbechern und Plastedeckeln ist aber ganz und gar nicht super. Mehrweg-Kaffeebecher aus nachhaltigem Material können da für Abhilfe schaffen. So sind die To-Go-Becher-Alternativen aus Bambus, Reis oder Mais ein echter Segen. Auch wenn aus „hygenischen“ Gründen einige Bäcker das Abfüllen von Kaffee in Privatgefäße ablehnen, können die Mehrwegs Kaffeebecher einen enormen Müllberg einsparen. Denn meist fehlt bei der Ablehnung einfach nur das richtige Argument. Bitte doch einfach beim nächsten Kaffeekauf, dass der Kaffee in eine normale Porzellan-Tasse oder Kaffeepot gefüllt wird, so kannst du das schwarze Gold selber in deinen Mehrwegbecher umfüllen.
avoid waste – Kaffeebecher to go aus Reishülsen
Kategorie: Haushaltsartikel
Hersteller: avoid waste
Besonderheiten: Plastikfreier Kaffeebecher
Details:
Unverpackt Laden
Unverpackt-Läden sind Geschäfte, die ihre Produkte verpackungsfrei verkaufen. So kannst du deine eigenen Dosen und Beutel mitbringen und die gekauften Waren darin abfüllen. Der Vorteil an solchen Läden, es fällt kein oder weniger Verpackungsmaterial an. Somit sparst du nicht nur Plastikmüll ein, sondern auch generell Verpackungsmüll.
Verpackungen sparen mit Umtüten
Vor allem beim Einkauf in einem Unverpackt-Laden, sind selber mitgebrachte Tüten und Beutel ein Muss. Doch vor allem lose Lebensmittel will man aus hygenischen Gründen nicht immer lose in einem Beutel geben. Eine praktische Lösung bietet umtüten aus Kiel. Umtüten ist ein nachhaltiges Projekt von Anja Kromer und Christina Lehmann. Ihre Tüten dienen als Ersatz von herkömmlichen Beutel und eigenen sich insbesondere für den stylischen und nachhaltigen Besuch beim Bäcker oder für den Einkauf von losen Lebensmitteln. Das besondere, die Tüten bestehen aus Bio-Baumwolle (GOTS zertifiziert) und das hygenische Innenleben besteht aus pflanzlicher Stärke.
Wir haben das Unternehmen beim Markt der Utopien in Dresden kennengelernt und finden ihr Vorhaben einfach super.
umtüten besuchenOnline plastikfrei einkaufen
Auf VeggieSearch versuchen Stück für Stück das Angebot an plastikfreien Lebensmitteln und Produkte zu erweitern. Aus technischen Gründen ist es aber leider nicht so einfach, nachhaltige und plastikfreie Shops in unsere Suchmaschine zu integrieren. Wenn du also in unseren veganen Suchmaschine nicht fündig wurdest, kannst du dir folgende plastikfreie Online-Shops anschauen. Aus nachhaltigeren Gründen empfehlen wir das Einkaufen über lokale Geschäfte, wie z.B. bei Unverpackt-Läden. In ländlichen Gegenden ist dies jedoch nicht immer möglich, für diesem Fall kannst du auch online Plastikfrei einkaufen.
Plastikfreie & plastikarme Online-Shops
- monomeer.de
- naturlieferant.de
- original-unverpackt.de
- laguna-onlineshop.de
- einfach-ohne-plastik.at (Österreich)
- zerowasteladen.de
Weitere Tipps für ein plastikfreies Leben
Nützliche und wertvolle Tipps rund um das Thema plastikfrei Leben, bekommt man vor allem beim Vortrag Plastik-Wahn und Plastik-Wut von Iwelina Fröhlich. Diese finden in der Regel in Dresden und Umgebung statt. Wer in der Nähe wohnt, sollte diesen Vortrag nicht verpassen. Zukünftige Vorträge von der Heinrich Böll Stifung zum Thema Plastik findest du hier.
Mehr Infos zu Iwelina Fröhlich und Ihren Vorträgen findest du unter weiterdenken.de.
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